August 1998 Nürnberg-Albanien-Griechenland-Nürnberg

Wie kommt man darauf nach Albanien zu fahren? Das haben sich viele Leute gefragt ( ich mich teilweise auch ). Aber ich dachte Interessant als Zwischenstation um nach Griechenland zu fahren.

Um 1:00 Uhr Nachts gings los. Fähre war bereits im voraus gebucht. Nach 8 Stunden Fahrt erreicht ich Triest, von wo die Fähre abgehen sollte. Die hier herrschende Temperatur von 40 Grad im Schatten sollten mich die nächsten 2 Wochen begleiten. Die Fähre war im Vergleich zu den anderen Fähren nicht im besten Zustand, die meisten Autos Zollnummern und ich war wahrscheinlich der einzige Nicht-Albaner. Um in das Schiff zu kommen musste man eine ölverschmierte Rampe runterfahren ( Stahl ohne Rippen ). Dabei kippte mir auch prompt daß Moped (was später noch folgen haben sollte!).

25 Stunden brauchte die Fähre nach Durres in Albanien. Auf der Fahrt kam ich mit einigen deutschsprechenden Albanern ins Gespräch, die meistens den Kopf schüttelten bei meinem Vorhaben, mit dem Motorrad Albanien zu durchqueren. Nach der Ankunft, während der Wartezeit am Zoll kam ich mit 2 Missionaren und einem Albaner der bereits seit 30 Jahren in Deutschland lebt ins Gespräch, die auch meinten, dass es sehr schwierig ist ohne Kenntnis von Land und Sprache Griechenland zu erreichen. Der Albaner (Vehbi sei gegrüßt !) bot mir an, mich zu Freunden mitzunehmen. Da ich eh noch nicht wusste wohin und doch unterdessen ein etwas mulmiges Gefühl im Magen, nahm ich an. Das Verlassen des Schiffes dauerte noch 3 Stunden. Ohne die Hilfe eines Mittlers – Kostenpunkt 20 DM würde ich wohl noch jetzt mit den Formalitäten der Einreise kämpfen. Irgendwann kam ich aber doch raus aus dem Hafengelände. Dort traf ich dann mit Vehbi zusammen, der unterdessen von seinen Freund Ramon abgeholt worden war. Wir fuhren zu dessen Haus ca. 30 km von Durres entfernt. In seinem Haus lebte er mit seinen ( vielen ) Kindern und zusätzlich mit einer Flüchtlingsfamilie aus dem Kosovo ( auch mit vielen Kindern ). Diese waren zuvor aus Deutschland abgeschoben worden. Albanien ist ein armes Land, aber Menschen ins Kriegsregionen zurückschicken machen Sie nicht. Das schaffen aber wir Deutschen, da wir ja um unseren Wohlstand fürchten.

Die nächsten 3 Tage verbrachte ich bei der Familie von Ramon mit Faulenzen am Strand. Für einen West-Europäer eine interessante Erfahrung. Als Mann lebte man wie ein Pascha, die Frau arbeitet und kümmert sich um die Familie. Das wars! Einmal gingen wir abends noch was trinken -mit Pistolen im Hosenbund. Unter meinem Bett lag ein Maschinengewehr. Trotzdem waren es schöne Tage und ich hoffe mich irgendwann revanchieren zu können.

Trotzdem dem Angebot weiter zu bleiben zog es mich nach 3 Tagen weiter. Vorher war noch eine Route für mich ausgetüftelt worden, welche wohl am sichersten war. Im Norden war Krieg und im Süden herrschte ein Chaos Banditen, Rebellen und Polizei. Bis zur Griechischen Grenze waren es ca 230 Km. Auf dieser Strecke wurde ich 4 mal von der Polizei kontrolliert. Jedesmal passte was nicht. Kein Visum ( für Albanien braucht man kein Visum ), falsche Versicherungskarte oder technische Mängel, sollten jeweils 50 DM kosten. Da ich aber kein Bargeld mehr hatte und die Polizisten mit Kreditkarten ihre Schwierigkeiten hatten kam ich (meist nach längeren Debatten) unbehelligt davon.

Während des Sturzes auf der Fähre hatte mein Schaltgestenge irgendwie einen Schuß weg bekommen und manchmal ging der erste Gang nicht mehr rein ( das sollte aber erst der anfang sein ).

Durch eine interessante Fahrt durch Albanien erreichte ich dann Griechenland. Diesmal gab es keine Schwierigkeiten an der Grenze. Die restlichen Kilometer bis nach Kastoria waren dann doch mit einer Gewissen Erleichterung verbunden, wieder westliche Verhältnisse zu haben.

Am nächsten Morgen ging es weiter nach Meteora. Dies ist ein Kloster in die Berge gebaut.

Nachdem der erste und zweite Gang mittlerweile nicht mehr sauber gingen, das Schaltgestänge zurechtgebogen. Den restlichen Tag mit Schwimmen im Meer und Faulenzen am Campingplatz verbracht.

Die Strecke war fürs Motorradfahren super. Kleinere Straßen, Gebirge und Kurven. Nur die Hitze – 40-45 Grad im Schatten !

Den nächsten Tag die meiste Zeit gefahren. Pässe ! Wunderschön. Als ich dann am Olymp vorbeilam war ich so kaput, daß ich ihn links liegen ließ (außerdem total Wolken verhangen) und fuhr gleich weiter Richting Volos. Jetz fing auf einmal die Batterien zum spinnen an. Den ganzen Tag gefahren und am nächsten Morgen sprang sie nicht mehr an. Irgendwo zog das Teil Strom. Also Abends immer schön die Batterie abklemmen.

Den nächsten Tag ging es weiter dem Meer entlang Richtung Thessalonki. Diese Strecke ging komplett über kleine Straßen, die am Schluss so klein waren, dass man kaum noch mit dem Motorrad (!) durchkam. Aber mein Motto: Nur nicht umkehren ! In Thessaloniki nur kurz eingekauft und weiter ging es in Richtung der drei Halbinseln. Ich entschloß mich für die mittlere es ruhigere Insel Sialolith. Dort waren überall Sandstrände, die zum Faulenzen und Baden einluden.

Am nächsten Tag ging es vorbei an der Klosterinsel Athos und weiter Richtung Kavala. Auf der Strecke nach Kavala passiert es dann. Whom – und Öl spritzte aus dem Motorblock- Zylinderkopf ?! Also Abschleppwagen gerufen und der Mechaniker meinte auch Zylinderkopf ?! Also wurde das Moped nach Kavala geschleppt und eine Werkstatt gesucht. Nur keiner wollte eine Moto Guzzi reparieren. Endlich fanden wir eine Werkstatt und am nächsten Abend brachten wir das Moped dorthin. Das erste, was der Mechaniker meinte war Zylinderkopf ?! Nach einer Stunde gemeinsamer Kaffeepause fing er dann an das Moped zu zerlegen und fand im hinteressten Teil einen geplatzten Ölschlauch.

Insgesamt verbrachte ich drei Tage in Kavala und wollte mich danach wieder auf die Rückreise machen. Mein eigentliches Ziel Instanbul konnte ich wohl nicht mehr erreichen. Bereits nach 50 km platzte der Ölschlauch erneut. Auf der Rückreise zur West-Küste von Griechenland platze der Ölschlauch noch 3 mal. Alle Versuche den Rahmen zu richten, dass er nicht mehr den Schlauch aufrieb schlugen fehl. Trotzdem war die Reise durch gebirgiges Land toll.

Irgendwann erreichte ich dann Igoumenitsa. Dort platze der Ölschlauch zum letzten mal und außerdem besuchte ich nochmal eine Werkstatt um das inzwischen rausgefallene Radlager zu ersetzen.

Die Fähre brachte mich nach Ancona (Italien), von wo ich nach Turin fuhr, um dort noch einige Tage zu verbringen und in einer mir gut bekannten Werkstatt die Guzzi nochmal überholen zu lassen.

1 Monat später verkaufte ich die Guzzi.